Gedenken_Schohl


Familie Dr. Max Schohl


Max Schohl wurde am 15. November 1884 in Pirmasens geboren.

Sein Vater Julius Schohl (verheiratet mit Johanna Schohl) betrieb einen Ledergroßhandel und gehörte demnach  zu den wohlhabenderen Bürgern der Stadt Pirmasens. Max hatte auch noch 2 Brüder nämlich Oskar und Arthur.

1896 verstarb der Vater bei einem Reitunfall.

Max Schohls Leidenschaft waren die Naturwissenschaften und er strebte das Abitur an um später ein Hochschulstudium in jenem Bereich beginnen zu können.

1907 erwarb er seinen Doktortitel.

Danach absolvierte er einen einjährigen freiwilligen Militärdienst im bayerischen Heer und wurde danach Reservist.
Er wurde 1912 zum Unterleutnant im bayerischen Reserveoffizierskorps befördert.

1908 trat er eine Assistenzstelle an der Technischen Hochschule München an.

1911 nahm er eine Stelle als Analysechemiker bei der Tellus AG in Frankfurt an.

1914 trat er freiwillig wieder dem Heer bei und wurde 2 Tage nach Kriegsbeginn ins 17. Bayerische Infanterieregiment aufgenommen.

Aufgrund seines Engagements im 1. Weltkrieg, wurde er 1916 zum Oberleutnant befördert und gegen Ende des Krieges war er im Rang eines Hauptmanns.
Im Krieg wurde er zweimal schwer verwundet und für seine Verdienste wurde er mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse, der bayerischen Verdienstmedaille und dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer ausgezeichnet.
Seine beiden Brüder, Oskar und Arthur Schohl, überlebten den 1. Weltkrieg nicht.

1918 (nach der Entlassung aus dem Heer) arbeitete er wieder  als Chemiker (anfangs als Lehrer in St. Gallen, danach in einer Chemiefabrik in Wiesbaden Biebrich, bei der Firma Electro).
Der Firma Electro gehörte unter anderem die Chemiefabrik Nassovia in Flörsheim am Main.

1919 übernahm Dr. Max Schohl mit 2 Partnern die  Chemiefabrik in Flörsheim für 190`000 Mark.
Der ehemalige Direktor Dr. Stamm wurde im Zuge des Verkaufs von den neuen Besitzern entlassen.
Im selben Jahr heiratete Dr. Max Schohl Frieda Luise Gims, welcher er in einem Wiesbadener Militärlazarett begegnet war.

In Flörsheim nahm die Familie Schohl das dreigeschossige Haus in der Albanusstraße 2 in Besitz, welches direkt gegenüber der Fabrik lag.

1920 hatte  die Firma über 150 Mitarbeiter und gehörte zu den größten Arbeitgebern der Stadt.
Im Zuge der deutschen Wirtschaftskrise, bezahlte Dr. Max Schohl seine Mitarbeiter in Dollar aus, welche er über die Auslandsvertretungen seiner  Firma bezog.
Andere Firmenbetreiber in der Umgebung sahen dies als „Verstoß gegen die guten kaufmännischen Sitten“ an, nämlich mit der Begründung, dass er mit der Fremdwährung die Arbeitskräfte der anderen Firmen abwerben wöllte. Es kam zur Klage, er wurde schuldig gesprochen und musste eine hohe Geldstrafe zahlen.

Seine erste Tochter Hela wurde 1920 geboren; 1923 folgte die zweite Tochter Käthe.

Er war einer der wohlhabendsten und sozial engagiertesten Männer in Flörsheim.
Er etablierte u.a. in Flörsheim eine Einrichtung, die jedes Wochenende warme Mahlzeiten für Bedürftige ausgab. Des Weiteren finanzierte er ein Programm für die Ausgabe von Lebensmitteln an Schulkinder.

Es folgte die schwere Zeit des Börsencrashs und Deutschland versank erneut in eine schwere wirtschaftliche Krise, welche geschickt von der NSDAP genutzt worden ist.
1932 zählte die Stadt Flörsheim 632 Empfänger von Arbeitslosengeld, was über 10% der Gesamteinwohnerzahl entsprach.
Dr. Max Schohl sprang auch hier in die Bresche und sorgte für Lebensmittel, Kleidung und Kohle. Im selbigen Jahr wurde die Flörsheimer Ortsgruppe der NSDAP gegründet. Einer der ersten Aktivisten, war Dr. Ludwig Stamm (der gescheiterte Fabrikbesitzer).

1934 übernahm Dr. Stamm das Bürgermeisteramt der Stadt Flörsheim und zwang Dr. Max Schohl seine Wohltätigkeitseinrichtungen zu schließen.
Aufgrund der öffentlichen Bekanntgabe, dass die Firma von Dr. Max Schohl eine „nicht arische Firma“ sei, ging der Gewinn 1934 um 30% zurück. Im Frühjahr 1935 hatte die Firma nur noch 24 Mitarbeiter.
Im Juni 1935 musste die Firma Konkurs anmelden und wurde von 2 NSDAP-Angehörigen übernommen.
Dr. Max Schohl wurde natürlich mit der Übernahme entlassen.

Er fand im Zuge seiner Entlassung keine neue Arbeitsstelle und richtete sich zu Hause ein kleines Labor ein, indem er ein paar einfache Produkte fabrizierte. Aus Mangel an Kunden musste er sein Heimlabor ein Jahr später schließen und lebte zwangsweise von seinem Ersparten.
Aufgrund der aussichtslosen Lage der Familie und der zunehmenden Bedrohung, wurden Pläne der Auswanderung immer konkreter.

Im März 1938 wandte sich Max Schohl an seine amerikanischen Angehörigen mit der Bitte um Hilfe bzgl. der Auswanderung, doch die festgeschriebene Einwanderungsquote der USA war bereits ausgeschöpft.
Am 10 November 1938 wurde die Familie Schohl Opfer eines wütenden Nazimobs, welcher sich gewaltsam Zutritt in das Haus verschaffte und dieses verwüstete.

Am 11. November 1938 wurde Max Schohl in Schutzhaft genommen und verbrachte 4 schwere Wochen im KZ Buchenwald. Danach musste er sich einmal wöchentlich bei der Gestapo in Frankfurt melden.
Anfang 1939 bemühte sich die Familie nach Großbritannien auszuwandern. Doch auch hier waren die Hürden so hoch gelegt worden, dass es unmöglich war für die Familie dorthin zu flüchten. Es folgten weitere Versuche in andere Länder zu flüchten, doch auch diese Versuche entpuppten sich als sinnlos.

1940 entschloss sich die Familie nach Jugoslawien zu flüchten, um von dort aus weiter nach Südamerika zu gelangen. Er übergab sein Haus und all seine Habseligkeiten den NS-Behörden. Seine Mutter musste er krankheitsbedingt in Deutschland zurücklassen. Sie lebte bis 1942 in einem Altersheim in Frankfurt und wurde in jenem Jahr nach Theresienstadt deportiert, wo sie auch im selbigen Jahr umkam.

Von Jugoslawien aus bemühte man sich weiter bzgl. der Einreise in verschiedene Länder. Dies wurde zwangsweise aber auch zu einer Einbahnstraße, da die Landung der italienischen Truppen in Griechenland ins Stocken geraten war und demnach die Wehrmacht 1941 im Zuge der Unterstützung des Balkanfeldzuges  in Jugoslawien einmarschierte.

Die Schohls standen anfangs unter dem Schutz eines örtlichen Offiziers der Wehrmacht, welcher die Familie vor den Übergriffen der SS und kroatischen Milizionären so gut beschützte wie er konnte.
Nachdem Dr. Max Schohl mehrmals festgenommen wurde (von 1941 bis 1943), aber es ihm immer wieder gelang freizukommen, endete  dies mit der Verhaftung im August 1943 von der Gestapo.

Im August 1944 erfuhren die 3 Schohl-Frauen, als sie selbst auf dem Zwangstransport zurück ins Reich waren, von einem Gestapo-Offizier, dass der Ehemann und Vater Max Schohl am 9. Dezember 1943 in Auschwitz ums Leben gekommen ist.

Die 3 Frauen hatten „Glück“ und wurden nicht in ein Vernichtungslager, sondern in ein Arbeitslager gebracht.

Nach Ende des Krieges entschloss sich Käthe nach Amerika auszuwandern.
Ihre Schwester Hela und deren Mutter Liesel entschlossen sich in Deutschland zu bleiben.

Liesel Schohl starb 1975, ihre Tochter Hela im Jahre 2000.
Beide sind auf dem jüdischen Friedhof in Flörsheim beigesetzt.
Käthe Schohl starb im Dezember 2014 in ihrer neuen Heimat West Virginia.
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